Die Wanderung begann bei herrlichem Wetter im Skistadion von Garmisch-Partenkirchen (730m) mit 12 Teilnehmern. In der Partnachklamm umgab uns dämmriges Licht und wohltuende Kühle. Weiter ging es durch den Wald an der Partnach entlang zur Bockhütte (1.052m). Die rauschende Partnach begleitete uns auch weiterhin auf dem Weg durch das Reintal Richtung Reintalangerhütte (1370m). Hier, am „Garmischer Lido", zwischen steil aufragenden Felswänden und tibetischen Gebetsfahnen, aßen wir zu Mittag. Der Aufbruch nach dem Mittagessen fiel uns bei gefühlten 37°C und der hohen Luftfeuchtigkeit (was sich als überaus schweißtreibend herausstellte) nicht leicht. Jeder hätte sich eine Abkühlung in einer der kristallklaren, blauen Gumpen oder unter dem rauschenden Wasserfall gewünscht. Bis zum Ende des Reintals stieg der Weg immer mehr an und führte dann steil empor Richtung Knorrhütte (2.057m). Dort auf der Terrasse angekommen, bestaunten wir die uns umgebenden gewaltigen Berge und erholten uns bei einem kühlen Getränk schnell von den Strapazen des Tages. Dann bezogen wir unser Nachtquartier und bereiteten uns auf das Abendessen vor. In geselliger Runde beschlossen wir diesen Tag und freuten uns schon auf den
nächsten.

So steil wie der Weg am ersten Tag geendet hatte, ging er am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück und bei strahlendem Sonnenschein weiter. Die nächste Station unserer Wanderung war das Zugspitzplatt mit dem „Eventzentrum Sonnalpin" (2.576m) in Beton und Glas.. Hier empfing uns schrille Radiomusik aus vielen Lautsprechern, immer wieder unterbrochen von Verkehrsfunkdurchsagen mit den neuesten Staumeldungen. Der Sinn des Ganzen blieb uns verschlossen. Die Besucherdichte nahm hier schon erheblich zu und gab uns einen kleinen Vorgeschmack auf den Gipfel. Nach einer ausgiebigen Pause begannen wir den letzten und schwierigsten Teil unserer Wanderung. Zuerst führte uns der Weg durch ein sehr steiles Schuttkar am Fuße der Zugspitze. Weiter oben begann ein seilversicherter Felsensteig. Bevor wir den Gipfel erreichten genossen wir noch den überwätigenden Blick hinunter zum Eibsee, über das Wettersteingebirge und zur Mieminger Kette.

Dann war es soweit. Wir erklommen die letzten Stufen zum Gipfelplateau (alles in Stahlbeton) zum Wirklichkeit gewordenen Alptraum jedes Bergfreundes (2.962m). Die Verschandelung des Gipfels trifft einen wie ein Schlag. Nach 2300Hm und eineinhalb Tagen in einem wunderschönen Gebirge tritt man plötzlich in eine andere Welt. Es ist eine Mischung aus Biergarten, Oktoberfest und U- Bahnhof und das alles in Stahl, Glas und Beton. Dazwischen drängeln und schieben sich auf mehreren Etagen hunderte von Menschen aus aller Herren Länder.
Nach einer kurzen Rast verließen wir diesen Ort schnell mit der Seilbahn hinunter zum Sonnalpin und von dort mit der Zahnradbahn nach Garmisch-Partenkirchen. In einem netten Lokal ließen wir diese zwei wunderschönen Tage im Gebirge, bei denen der Weg das Ziel war und nicht das Gipfelkreuz, ausklingen. Herzlichen Dank an Hugo, der uns an beiden Tagen mit seiner ruhigen Art umsichtig und souverän geführt und uns alle gesund vom Berg heruntergebracht hat.

Andreas W.