Sonntag, den 23.07.2017
Tourenleiter Hugo und 11 Naturfreunde fahren am Sonntag um 7 Uhr nach Bad Kötzting, wo wir unsere Autos am Bahnhof parken und durch die Ortschaft bis zu einem Zuweg vom Goldsteig gehen. Unsere heutige Etappe führt uns über 4 Tausender bis zum Gasthof Eck, etwa 5 Wanderstunden von unserem Ausgangspunkt entfernt. Während der Autofahrt hat es leicht geregnet, sobald wir unterwegs waren, aber wieder aufgehört. Gut gelaunt und voller Vorfreude auf die 12 Tausender Tour machen wir uns auf den Weg. Die gesamte Wanderung führt auf einer Länge von etwa 30 Kilometer in 2 Etappen im Naturpark Oberer Bayrischer Wald über 12 Gipfel, mit einer Höhe über 1.000 Meter. Der Weg besteht aus schmalen Pfaden, teils steinig, teils voller Wurzeln und Moos. Alle paar Kilometer erreicht man einen der zahlreichen Gipfel, auf denen der Ausblick fantastisch wäre, wenn es nicht so viele Wolken und Nebel gäbe. Während der Hinfahrt hatten wir eine kurze Frühstückspause eingelegt. Es ist trocken und schwül, trotz bewölktem Himmel, die Temperaturen sind angenehm und optimal zum Wandern. Gelegentlich ziehen wir die Regenjacke wegen eines kurzen Schauers an, müssen sie aber gleich wieder ausziehen, denn der Regen hört nach ein paar Tropfen wieder auf.
Schon bald erreichen wir den Kreuzfelsen (999 Meter hoch), ein wie wahllos durcheinander geworfener Felshaufen. Auf ihm befindet sich ein Gipfelkreuz und man kann den schönen Ausblick nur erahnen, denn die Sicht ist durch Nebel und Wolken verschleiert.
Unser erster "Tausender" ist der Mittagsstein (1.034 Meter hoch). Auf ihm steht ein Kriegerdenkmal. Immer wieder wird fotografiert und die wunderschöne Landschaft mit fast urwaldartigem Bewuchs bewundert. Weiter geht es vorwiegend durch Bergwald bergauf und bergab, was die Wanderung sehr abwechslungsreich macht. Wir kommen an der Kötztinger Hütte an, wo wir einkehren und auf der großen, gut besuchten Terasse bei gutem Essen und kühlen Getränken gemütlich beisammen sitzen.
Unser nächster Tausender an diesem Tag ist die Gesenke Steinbühler (1.044 Meter hoch), der Pfad führt entlang der steil abfallenden Gneisfelsen und ist sehr eindrucksvoll. Durch Wald mit jungem Baumbestand und hohen Gräsern geht es weiter, bis das Gelände wieder felsiger wird und wir vor den Rauchröhren (1.030 Meter hoch) stehen. Zwei große Felstürme, auf die wir steil hochklettern, um anschließend durch einen engen Spalt zwischen hohen steilen Felsen hindurch abzusteigen. Von den hohen Felswänden sind wir so fasziniert, dass wir auch hier einige Fotos machen und einen großen Hund bewundern, der mit beneidenswerter Leichtigkeit den Felsspalt hochklettert.
Der 4. Tausender ist der Große Riedelstein (1.132 Meter hoch). Auf dem felsigen Gipfel steht das Waldschmidtdenkmal zu Ehren eines Heimatdichters. Mit über 1.100 Meter ist es der Höhepunkt der ersten Etappe. Danach steigen wir über Waldwege und schottrigem Gelände immer tiefer bergab bis wir das Gasthaus Eck (843 Meter hoch) erreichen. Wir sind heute 720 Höhenmeter bergauf und ca. 420 Höhenmeter bergab gegangen. In dem freundlichen Berggasthof übernachten wir in schönen und großen Doppel- bzw. Einzelzimmer. Vorher genießen wir noch ein gutes Abendessen in entspannter Atmosphäre, bevor wir müde in unsere bequemen Hotelbetten fallen.
Montag, den 24.07.2017
Nach reichlichem und gutem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Unsere zweite Etappe führt uns über weitere 8 Tausender ( 8 Gipfel, die höher als 1.000 Meter sind) zwischen Lamer Winkel und Zellertal, ca. 1.100 Höhenmeter bergauf und 560 Höhenmeter bergab.
Auf naturnahen Waldpfaden geht es stetig bergauf bis wir zum ersten heutigen Tausender, dem Mühlriegel (1.080 Meter hoch) kommen. Auf großen Felsen steht das hohe Gipfelkreuz. Da sich der Himmel etwas gelichtet hat, können wir uns den ersten Eindruck von der Weite des Bayrischen Waldes machen. Durch lichten Jundwald gehen wir weiter. Unterwegs betrachten wir die schönen Blumen am Wegesrand und freuen uns auf den nächsten Tausender, vor dem wir schon bald stehen.
Es ist der Ödriegel (1.156 Meter hoch), der zwar eher ein abgeflachter Gipfel ist, aber drei dicht nebeneinander auftürmende Felsriegel hat, die dem Wanderer bei gutem Wetter eine schöne Aussicht bescheren.
Der Weg zum nächsten Gipfel, dem Schwarzeck (1.238 Meter hoch) geht relativ flach auf einem naturnahen Pfad, der sich zwischen Grasflächen und lockerem Baumbestand schlängelt. Ab und zu gibt es eine Schutzhütte, in welcher man bei schlechtem Wetter Zuflucht suchen könnte, aber wir haben das Glück trotz Bewölkung im trockenen zu wandern. Kurz vor dem Schwarzeck ist der Aufstieg überraschend steil und felsenreich, man muss stellenweise ein bisschen kraxeln. Hier machen wir erneut ein paar Gruppenfotos und verweilen für kurze Zeit auf dem schönen felsigen Gipfel. Der nächste Tausender ist der Reischflecksattel (1.126 Meter hoch) schon bald gefolgt vom Heugstatt (1.261 Meter hoch).
Wir kommen an ganz vielen Heidelbeersträucher vorbei, die leckeren Früchte verleiten uns immer wieder zum Naschen. Unsere Finger sind schon ganz blau von den reifen Beeren.
Wir legen noch eine kurze Trink-und Brotzeitpause ein und ruhen uns etwas aus, bevor uns der gut beschilderte Wanderweg weiter zum Enzian (1.285 Meter hoch) führt. Auf weiter Fläche ist das Ausmaß der Schäden, welcher der Orkan Kyrill 2007 im Bayrischen Wald angerichtet hat, zu sehen. Ein Großteil der Fichtenbäume zwischen Enzian und Großen Arber sind damals durch den mächtigen Sturm zerstört worden. Langsam bildet sich ein Jungwald, der den ursprünglichen Baumbestand ersetzen wird.
Wir erreichen den felsigen Gipfel mit dem stattlichem Holzkreuz des Kleinen Arber (1.384 Meter hoch) und verweilen nur kurz auf dem mächtigen Felsen, bevor wir durch den Bergwald über einen schmalen Pfad bis zur Chamer Hütte absteigen. Die Wolken werden immer bedrohlicher und wir hoffen, das uns der Regen noch etwas verschont. Wir erreichen ohne nass zu werden die Chamer Hütte, die auf 1.289 Meter hoch am Südhang des Kleinen Arber mitten im Naturpark Bayrischer Wald liegt. Fröhlich kehren wir in die gemütliche urige Stube ein und bestellen selbstgemachten Kuchen, Kaffee und kalte Getränke, während es draußen zu regnen beginnt. Als der Regen langsam aufhört machen wir uns auf den Weg zum Großen Arber, den wir in etwa einer Stunde erreichen werden. Kaum sind wir losgegangen, fallen erneut Regentropfen und die Wolken hängen tief und bedrohlich im dichten Bergwald. Wir gehen über flache Wege durch dichtes Waldgebiet und erreichen schon bald eine Forststraße, die sich steil und serpentinenartig nach oben schlängelt. Wir gewinnen immer mehr an Höhe während wir auf treppenartiges Gelände wechseln, das durch die so genannte Bodenmaiser Mulde führt. Bei mittlerweile starkem Regen müssen wir auf Trittsicherheit achten. Die Wolken hängen mittlerweile so tief, dass unsere Sicht sehr eingeschränkt ist.
Nass erreichen wir den 12.ten und höchsten Berg des Bayrischen Waldes, den Großen Arber (1.456 Meter hoch). Das Gipfelkreuz, die Aussichtsfelsen oder Radarstation mit ihren auffälligen Kuppelbauten können wir im dichten Nebel nicht sehen. Über den Rundweg gelangen wir zum Arberschutzhaus, wo wir heute übernachten werden. Als erstes entledigen wir uns von den nassen Regenklamotten und den Wanderschuhen, beziehen unsere schönen 4-Bettzimmern, mit dem typischem Hüttencharakter. Zum Abendessen versammeln wir uns in dem großen und gemütlichen Speisesaal des Bergschutzhauses und sitzen bis spät Abends fröhlich bei gutem Essen zusammen.
Dienstag, den 25.07.2017
Dieser Tag beginnt mit dichtem Nebel und unsere Hoffnung, die schöne Aussicht vom Gipfel des Großen Arber zu sehen, schwindet. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen. Wir frühstücken gemütlich und beginnen den Abstieg von ca. 12 Km und etwa 780 Höhenmeter runter nach Bayrisch Eisenstein. Entlang der Skipiste über typisch steinige Waldsteige geht es bergab bis zum Großen Arbersee, der idyllisch mit seinen schwimmenden Inseln, vom Wald umgeben, unterhalb des Großen Arbers liegt. In die Erdinger Hütte, direkt am See gelegen, kehren wir ein und trinken in der gemütlichen rustikalen Holzhütte mit der großen Sonnenterasse Kaffee. Es geht weiter über einen Waldpfad und dem Forstweg, der sich durch den Bergwald bis ins Tal schlängelt. Entlang einem Bergfluss kommen wir nach Bayrisch Eisenstein. Mittlerweile ist es Mittag und wir kehren hungrig in die "Schmugglerhütte" ein, die unmittelbar neben dem Grenzbahnhof liegt. Es freut uns, dass heute der Regen uns bisher verschont hat. Während wir in der pfiffigen Hütte fröhlich bei gutem Essen zusammensitzen, fallen die ersten Tropfen. Mit dem Bus fahren wir zurück nach Bad Kötzting. Obwohl wir 2mal umsteigen müssen, ist die Busfahrt kurzweilig und perfekt organisiert, denn die Wartezeiten beim Umsteigen betragen jeweils nur ein paar Minuten. Die Heimfahrt mit den Autos nach Wolfratshausen gestaltet sich anschließend auch noch problemlos.
Eine schöne Tour mit 12 Gipfeln, landschaftlicher Schönheit, gutem Wanderwetter, perfekt organisiert und mit einer netten fröhlichen Wandergruppe.
Ingrid G.