12.- 13.02.2022 Schneeschuh- und Lawinen-Kurs
Elf NaturFreunde treffen bei herrlichstem Kaiserwetter am Samstagmorgen um 09:00 Uhr in Ebbs/Tirol erwartungsvoll zum Schneeschuh- und Lawinenkursein ein. Der Gasthof Sattlerwirt ist sehr gemütlich, und ein Blick in den Gastraum läßt unsere Herzen für Abendessen und Frühstück bereits höherschlagen!
Unser Trainer Wolfgang erwartet uns bereits im Seminarraum und los geht es mit dem theoretischen Teil:
zwei Stunden lang weiht Wolfgang uns in die Grundzüge der Lawinenkunde ein,
- LVS Ausrüstung: LVS-Geräte, Sonde, Schaufel und weitere Ausrüstung
- Verschüttetensuche: Vorgehen und Überlebenschancen
- Lawinenkunde: Art und Auslösungen von Lawinen
- Lawinenlagebericht: Lesen und verstehen.
Mit Powerpoint Präsentationen, Filmsequenzen und Berichten aus seiner langen Erfahrung vermittelt Wolfgang uns Wissen und Respekt. Und vor allem die Gewissheit: da oben, am Berg kannst du ganz schnell zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Eines beeindruckt uns alle stark: es bleibt nur sehr wenig Zeit, um einen Verschütteten zu bergen. Bereits nach 15 Minuten sinken die Überlebenschancen dramatisch. Also: sofort mit der Bergung beginnen, und parallel die Bergwacht informieren!
So erlernen wir in diesem Kurs, durch gute Vorbereitung (z.B. Lawinenbericht lesen und beachten!) und durch Beurteilung der Lage vor Ort die Gefahren durch Lawinen nach Möglichkeit zu erkennen und zu vermeiden.
Mittags folgt dann die Praxis:
Bei herrlicher Sonne, weißem Schnee, und Blick auf die Tiroler Berge fahren wir zum Parkplatz der Karspitze. Den Schneeschuhneulingen wird geduldig geholfen und bald stapfen wir einen doch gleich recht steilen Hang hinauf. Perfektes Ambiente und hinter uns grüßt der zahme Kaiser in seiner ganzen Pracht. Was für ein Ausflug!
Wolfgang lässt uns Verschüttetensuche üben. Oh je, unsere „Verschütteten“ haben hoffentlich alle eine extrem große Atemhöhle gehabt, denn wir haben schon deutlich länger als 15 Minuten gebraucht. Aber gottseidank hat Wolfgang nur LVS-Geräte verbuddelt…die haben einen sehr langen Atem…
Einen Hang weiter hebt Wolfgang eine Höhle im Schnee aus und wir dürfen (vorsichtig!) jeweils eine freiwillig dort hineingekrabbelte Person mit der Sonde aufspüren. Ja, man fühlt es wirklich ganz deutlich, ob man bis zum Boden durchsticht oder auf einen Menschen trifft. Und nein, es gab keine Verletzten ,-)
Zurück im Hotel beziehen wir unsere modernen, schönen Zimmer mit Balkon und Blick direkt auf den Zahmen Kaiser. Auch die heißen Duschen werden eifrig genutzt, dann geht es zur nächsten Theoriestunde und danach zu einem hervorragenden Abendessen! 3 Gänge, plus Gruß aus der Küche, ausgezeichnete Tiroler Küche und leckere Weine. Eine Naturfreundin testet sogar noch den Wellnessbereich unseres Hotels, der bis 22:00 Uhr geöffnet hat!
Am nächsten Morgen sind wir alle zeitig beim Frühstück, um das reichhaltige und leckere Buffet auch richtig genießen zu können. Und es lohnt sich! Eine gute Grundlage für einen weiteren Tag im Paradies. Denn – wenn Engel reisen – es hat schon wieder Kaiserwetter! Und diesmal geht’s zu einem Gipfel! Wir starten am Parkplatz des Kranzhorns durch einen schönen, lichten Wald.
Auf einem freien Hang zeigt Wolfgang uns nun, wie man die Schneelage eines Hangs bestimmt. Sehr eindrucksvoll, denn tatsächlich hat sein ausgegrabener Schneeturm eine Gleitschicht (Schwachschicht). Nachdem der Hang aber weniger als 30° Neigung hat und die Bedingungen günstig sind (ja, wir haben aufgepasst!), ist das ohne Risiko für uns. Aber sehr interessant, wie die Theorie in der Praxis aussieht.
Nun geht’s weiter zur Kranzhornalm, die sehr schön aussieht, aber im Winter leider geschlossen ist. Und dann hinauf zum Kranzhorngipfel, der zwei Gipfelkreuze hat und in zwei Ländern liegt, denn die Grenze zwischen Bayern und Tirol läuft genau über den Kranzhorngipfel! Wir genießen ein traumhaftes Panorama und freuen uns, hier sein zu dürfen.
Beim Abstieg lässt Wolfgang uns noch weiter üben: richtiges Verhalten (also richtiges „Bremsen“) wenn man auf eine Schneefläche abrutscht.
Später dann müssen wir alle einen Schneequader zur Schneelagenbestimmung ausbuddeln. Da kommt man nochmal richtig ins Schwitzen… und ins Staunen, wenn die Gleitschicht passt…
Abschließend genießen wir gutgelaunt den Rest unserer Tour durchs Zauberland, verabschieden uns am Parkplatz von Wolfgang und untereinander und kommen alle noch gut nach Hause, bevor die großen Staus der Skifahrer einsetzen.
Das Fazit: ein wunderbares und sehr lehrreiches Wochenende. Mich persönlich hat die Zahl 15 (Minuten) sehr beeindruckt – ich werde ab sofort sehr genau aufpassen, wo ich im Winter wann bin…. und der Sattlerwirt hat mich nicht das letzte Mal gesehen…
Andrea B.