Eigentlich hatten wir an diesem Tag eine Schneeschuhtour auf das Schneidjoch in der Achensee-Region geplant, doch Frau Holle meinte es mehr als gut mit uns:In den letzten beiden Tagen waren ca. 30 cm Neuschnee gefallen, so dass selbst die Straßen in der Früh mehr schlecht als recht geräumt und befahrbar waren. Daher entschlossen wir (drei Naturfreundinnen und der Tourenleiter) uns sicherheitshalber für ein Nahziel: den Aufstieg über die Lenggrieser Hütte auf das Seekarkreuz, bei diesen Verhältnissen mit immerhin ca. 900 hm und 13 km Strecke ein guter „Plan B“.
Vom Parkplatz in Hohenburg wählten wir den Aufstieg über den Grasleitensteig. Der erste Teil über die Wiesenhänge war tief verschneit, so dass hier die Schneeschuhe von Vorteil waren. Auf dem weiteren Weg durch den Wald mit Steinen und Wurzeln boten sich eher die Grödel an. Guten Mutes stapften wir durch die winterliche Pracht kontinuierlich bergan und genossen die sich immer wieder bietenden, durch das wechselnde Licht fast surrealen Ausblicke auf das Isartal und die umliegenden Berge.
Nach einer kurzen Teepause im oberen Teil des Steigs hörten wir ein gewisses Krachen, aber es war zunächst nichts zu bemerken – was war denn das? Nachdem wir um eine Ecke bogen, sahen wir dann das Malheur: Eine mittelgroße Fichte war unter der Schneelast umgestürzt und lag quer über dem Weg! Puuh das war knapp - was für ein Glück, dass wir die Teepause gemacht hatten und nicht schon ein paar Minuten vorher an dieser Stelle waren. Vorsichtig umstiegen wir den Baum und mit geschärften Sinnen setzten wir den Aufstieg fort, bis wir nach insgesamt ca. zwei Stunden den Bereich der Lenggrieser Hütte, 1334 m, erreichten.
Nochmal eine kurze Pause, die Schneeschuhe wieder angeschnallt, ging es dann ca. eine halbe Stunde durch ein weiteres Waldstück empor, bis wir im dichten Schneegestöber ins Freie traten, von wo wir zum ersten Mal schemenhaft das Gipfelkreuz erkennen konnten. Beim finalen Weg über den Grat peitschten uns Wind und Schnee ins Gesicht, so dass wir kaum was erkennen konnten.
Glücklich und geschafft hieß es dann nach insgesamt ca. 3 Stunden am Seekarkreuz „Berg frei“. Lange hielten wir es bei den Bedingungen am Gipfel allerdings nicht aus – kurz die Aussichten genießen, Gipfelfoto und dann schnellstens die verschneiten Hänge hinab in Richtung Hütte.
Was für ein Zufall – auf der Hütte trafen wir unseren Naturfreunde-Vorstand mit seiner Gefährtin sowie den Sohn einer Teilnehmerin. In behaglicher Atmosphäre und geselliger Runde genossen wir die köstlichen Speisen und Getränke.
Erst wollten wir zum Abstieg den Weg über den Grasleitenkopf nehmen, aber dieser war tiefverschneit und noch unbegangen, so dass wir den Sulzer Steig wählten. Hier bot sich uns nochmal ein Wintermärchen, besonders bizarr der z.T. vereiste, über Felsen rauschende Bachlauf. Über das untere Hirschbachtal gelangten wir schließlich, beseelt von den vielen Eindrücken und Erlebnissen, zurück zum Ausgangspunkt.
Schee war’s – Kompliment an die tapferen Ladies, den Wetterwidrigkeiten zum Trotz die Tour mitgemacht und geschafft zu haben 👍
Alfred S.