Bei bestem Bilderbuchwetter trafen wir, 9 Damen und 4 Herren der Wolfratshauser Naturfreunde, also sozusagen die „Wilde 13“, uns pünktlich vor 8:30 am Parkplatz der Karwendelbahn in Mittenwald, von wo wir verteilt auf die erste und zweite Bahn in jeweils nur 10 Minuten von ca. 900m auf die Bergstation in 2244m Höhe befördert wurden. Von dort ging es in wenigen Minuten hinauf zum Einstieg in den Klettersteig unterhalb der Nördlichen Linderspitze. Vor dem Einstieg galt es erstmal an ein paar Bankerln, unsere Ausrüstung - Gurt, Klettersteigset, Helm und Handschuhe -anzuziehen und zur Stärkung noch einen Schluck zu trinken und den ein oder anderen Riegel einzuschieben.
Voller Freude und Spannung starteten wir dann ins Abenteuer Klettersteig. Gut, dass wir so früh dran waren, hatten doch einige andere das gleiche Ziel wie wir, wobei sich die einzelnen Gruppen im Laufe der Zeit mehr und mehr verteilten und auch nicht mehr viele nachkamen. Auch unsere Gruppe teilte sich bald in eine schnellere und eine gemütlichere Gruppe. Puh - die hochstehende Sonne und die Anstrengung trieben uns bald den Schweiß aus allen Poren, zumal auch noch andauernde Konzentration beim Sichern angesagt war. Da war es doch gut, dass wir immerhin 6 unserer 7 Bergwanderleiter, davon 2 mit Klettersteiglizenz, dabeihatten, um die Teilnehmer sicher durch den Steig zu leiten.
Der Steig weist im Grat 400hm Aufstieg, 500hm Abstieg und 3km Strecke auf und führt in stetem Auf und Ab über die Nördliche Linderspitze 2372m, Mittlere Linderspitze 2289m, Südliche Linderspitze 2305m, Sulzleklammspitze 2321m bis zur Kirchlspitze 2301m, immer wieder durch Leitern oder versicherungsfreie Passagen unterbrochen. Unterwegs bot sich uns immer wieder ein faszinierendes Panorama auf Mittenwald, die umliegenden Berge von Karwendel und Wetterstein sowie den Alpenhauptkamm. Wunderschön auch die vielen Blumen und Pflanzen in den Felsspalten und am Wegesrand, die hier in der Höhe erst jetzt zum Sommerbeginn ihre volle Blütenpracht entfalten. Besonders bei unseren Trink- und Brotzeitpausen konnten wir dies alles so richtig genießen.
Am Ende der Seilsicherung bei der Kirchlspitze trafen sich unsere gemütlichere und schnellere Gruppe wieder, legten noch eine Pause ein, und stiegen dann über den Brunnsteinanger (2082m) zur Brunnsteinhütte (1540m) ab. Jetzt hatten wir uns aber unsere Weißbiere, Radler, Schorle, Kuchen und sonstigen Spezialitäten auf der urgemütlichen Hütte verdient. 😊
Gut gestärkt begannen wir dann den finalen Abstieg, der neben dem Hüttenesel, der uns im Wald den Weg versperrte, nochmal ein ungeplantes Schmankerl bot: Hatten wir doch extra ein Auto am nächstliegenden Parkplatz zur Brunnsteinhütte geparkt, um uns den langen Hatscher zurück zum Karwendelbahn-Parkplatz zu sparen. Doch die dazugehörige Autoinhaberin hatte ihren Autoschlüssel im anderen Auto am Karwendelbahn-Parkplatz liegenlassen. Also was tun? Natürlich aus der Not eine Tugend machen. So beschloss der schnellere Teil der Gruppe, den weiten, aber schönen Weg über den Leitersteig mit seiner neuen Drahtseil-Hängebrücke zurück zum Karwendelbahn-Parkplatz auf sich zu nehmen, und den Rest der Gruppe dann am Brunnstein-Parkplatz abzuholen. Dort haben wir uns nach einem langen, erfüllten Tag alle verabschiedet, glücklich und stolz, diese außergewöhnliche Tour geschafft zu haben.
Superschee war’s - großes Kompliment an die gesamte Gruppe für die tolle Leistung und besonderen Dank an meine Mit-Bergwanderleiter für die tatkräftige Unterstützung 👍
Alfred S.